Am 27. Januar 2017 jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 72. Mal.
Auschwitz, das Synonym für Massenmord und Ausdruck des Rassenwahns
der Nazis.
1996 wurde auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog der 27. Januar offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und die Vereinten Nationen erklärten 2005 diesen Tag zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts.
Vergessen wir nicht, Deutschland hat nicht nur den Zweiten Weltkrieg entfesselt und damit unfassbares Leid in die Welt gebracht. Deutschland hat einen Vernichtungskrieg geführt. Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, politisch Andersdenkende – darunter viele Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten – wurden in Konzentrationslager gesperrt und ermordet.
Es hat lange gedauert, bis wir Deutschen uns nach 1945 mit diesen unvorstellbaren Verbrechen auf eine Art und Weise auseinandergesetzt haben, die uns auch bei denen Respekt eingebracht hat, denen gegenüber Deutschland schuldig wurde.
Eine Kollektivschuld des deutschen Volkes an den Verbrechen des Nationalsozialismus kann aber auch nicht anerkannt werden, denn ein solches Eingeständnis würde zumindest denen nicht gerecht, die Gesundheit, Leben und Freiheit im Kampf gegen den Nationalsozialismus und im Einsatz für seine Opfer aufs Spiel gesetzt haben. Deren Vermächtnis ist auch der Staat, in dem wir heute leben, mit einem einzigartigen Grundgesetz, indem der erste Satz lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.
Wir wissen aber auch um die Gefährdungen, die durch Rassismus, Radikalismus, Extremismus, Menschenverachtung und nationale Hybris entstehen, die mit dem Ende des Nationalsozialismus nicht für immer beseitigt wurden und auch heute in Erscheinung treten, bei uns in Deutschland und anderswo – Tag für Tag.
Demagogen unterstellten, mit dem Umgang mit unserer Nazi-Vergangenheit machen wir uns klein und sie verachten Deutschland dafür. Richtig ist vielmehr, weil wir uns unserer Geschichte gestellt und aus der Vergangenheit gelernt haben, schufen wir Voraussetzung dafür, dass Deutschland weltweit respektiert wird. Darauf sind wir auch als Sozialdemokraten stolz.
Es ist unsere Pflicht, an den Holocaust und sein Zustandekommen zu erinnern, um eine Wiederholung dieser grauenhaften Geschehnisse zu verhindern.
Gerhard Gröner